93 Flüchtlinge in Feucht untergebracht

Viel Organisatorisches gilt es in den ersten Tagen zu meistern

FEUCHT – Am Dienstag trafen weitere drei Asylbewerber im ehemaligen Hotel Bauer ein, so dass insgesamt nun 93 Asylsuchende in Feucht untergebracht sind, 63 in dem früheren Hotel und 30 in der Röthenbacher Straße.

Der Asylhelferkreis Feucht hat die Neuankömmlinge am Mittwoch und Donnerstag letzter Woche bei der Gemeinde angemeldet, Passfotos machen lassen und mit ihnen Geld bei der Sparkasse abgeholt.

Am Dienstag wurden die Flüchtlinge in Gruppen zur Gemeinde begleitet, damit sie den Barscheck für ihre monatliche finanzielle Unterstützungsleistung entgegennehmen konnten, um diesen dann bei der Sparkasse einzulösen. Eine weitere wichtige Aufgabe, die sich den Ehrenamtlichen stellt, wird sein, zusammen mit der Diakonie festzustellen, wann wer zur Asylbeantragung nach Zirndorf muss und wer einen Krankenschein für einen Arztbesuch benötigt. Diese Personen werden dann bei den Arztbesuchen unterstützt. Hierbei werden Dolmetscher des Helferkreises, aber auch Asylbewerber selbst, bei der Übersetzung von Arabisch über Englisch in Deutsch helfen.

Wenn das Verfahren abgeschlossen und entschieden ist, werden jene, die den Asylstatus erhalten haben, bei weiteren Behördengängen, zum Beispiel beim Ausländeramt oder dem Jobscenter in Lauf, unterstützt. Des Weiteren werden die Verantwortlichen für den Deutschunterricht die verschiedenen Stufen des Deutschlernens – Alphabetisierung, erste Schritte in Deutsch oder einen Intensivkurs in Deutsch – vorstellen und die Flüchtlinge dazu einladen.

Auch die Gruppen aus dem Helferkreis, die sich in der Beschäftigung der Asylsuchenden und im „Café International“ engagieren, werden demnächst ihr Programm vorstellen. G.S.

FEUCHT – Mützen, Schals, Hosen, Pullis, Decken, Socken, Kuscheltiere: Alles ist in mühevoller Handarbeit stelbst hergestellt. Über ein Dutzend Frauen aus Feucht spendeten ihre Arbeiten für den guten Zweck: Der Tafel in Feucht.

Karin Weber und Heidi Kraußer vom HandarbeitsTreff waren auf die deutschlandweite Aktion „Jeder macht, was er kann“ des Vereins Initiative Handarbeit aufmerksam geworden und beschlossen spontan, mitzumachen. Viele Kundinnen hielten den Gedanken, Selbstgemachtes für Bedürftige zu spenden, für eine gute Idee und so griffen etwa 20 von ihnen zu Nadel und Faden. Auch bei den wöchentlichen Handarbeitsabenden wurde gestrickt, genäht und gehäkelt.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wurde an Mitarbeiter der Tafel übergeben, die die Ware in der Ausgabestelle in der Unteren Kellerstraße weiterreichen. Bis zu 45 Menschen, darunter Ältere und Alleinerziehende, nutzen die zwei wöchentlichen Ausgabetermine in Feucht.

Tafel-Mitarbeitern Karin Koch strahlt besonders angesichts der Baby-Accessoires. „Zwei der Frauen haben gerade erst entbunden, eine dritte ist schwanger“, verrät sie. Die Mütter werden sich über die Kleidung besonders freuen. „Das ist eine schöne Ergänzung zu den Lebensmitteln“, ergänzt zweiter Vorsitzender Helmut Doyen.

Die neu in Feucht eingezogenen Asylbewerber profitieren nicht von der Spendenaktion. Nach einer Anordnung der Bundestafel erhalten nur anerkannte Asylbewerber einen Tafelausweis. Wie mit den anderen Bewerbern verfahren wird, das handhabt jede Ausgabestelle anders. In Feucht stehen derzeit keine Kapazitäten bereit, um überschüssige Lebensmittel in die Unterkünfte zu fahren – und auch dann dürfen an Menschen ohne Tafelausweis nur Brot, Brötchen, Obst und Gemüse verteilt werden.

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Asylhelferkreis informierte und rührte Werbetrommel

Manpower und Ideen werden dringend gesucht


 

Von: Gisa Spandler

Voll besetzt war der Gemeindesaal, als die Mitglieder des Helferkreises, wie hier Ulrike Grosche, ihre Vorstellungen erläuterten. Foto: Spandler

FEUCHT – Ein Satz war auf dem jüngsten Asylhelfertreffen immer wieder zu hören: Wir brauchen noch mehr Engagierte, wir brauchen ihre Ideen.“ Ursprünglich wollte man auf dem Treffen der Koordinatoren die Begrüßung der 60 bis 70 Asylbewerber planen, die eigentlich schon diese Woche im ehemaligen Hotel Bauer ankommen sollten. Doch da dieser Termin von der Regierung kurzfristig verschoben wurde, beschränkte man sich darauf, den an die 80 Interessierten im evangelischen Gemeindehaus die Arbeit der einzelnen Gruppen unter dem Dach des Asylhelferkreises vorzustellen, und eben um weitere Unterstützer zu werben.

Der Sprecher des Kreises, Klaus-Peter Päuser, begrüßte einige Ehrenamtliche, die sich bereits in der Gruppe engagieren, sowie Ansprechpartner für weitere potenzielle Helfer, wie Michael Thalheimer und Jens Söckneck von der Marktgemeinde sowie Manuela Auer und Astrid Uher von der Regierung von Mittelfranken, die für die Flüchtlingsbetreuung in Nürnberg und auch in Feucht zuständig sind. Päuser wies auf die bisherigen Tätigkeiten des Helferkreises hin, der sich um die Asylbewerber, die von den Koordinatoren konsequent „Gäste“ genannt wurden, in der Röthenbacher Straße gekümmert hat, und deren Zahl sich stetig erhöht – mit den Neuankömmlingen werden es in Feucht wohl insgesamt um die 120 werden. Auf Fragen aus dem Publikum wurde informiert, dass die „Neuen“ direkt aus Zirndorf kommen, die Gesundheitsuntersuchung bereits hinter sich haben und alle Syrer sind, darunter drei oder vier große Familien.

Peter Liebig, stellvertretender Sprecher des Kreises und zuständig für Dolmetscher, Behördenkontakte und Arztbesuche, berichtete über die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn ein Asylbewerber beispielsweise einen Antrag auf Deutsch erhält und den ausfüllen muss. Zwar gibt es ja die Asyl-Sozialarbeiter, aber die sind für 300 bis 400 Menschen zuständig, so dass es ohne die Hilfe der Ehrenamtlichen nicht geht.

Sonja Högner koordiniert Sprachunterricht und das künftige Café International. Bereits seit März werden neun Flüchtlinge unterrichtet, erläuterte sie. Momentan gibt es 14 Deutschlehrer, mehr werden aber gebraucht, wenn die große Gruppe der Asylsuchenden erst da ist. Anna Lisowski, Lehrkraft für Migrationskurse, versicherte auf Nachfrage, dass es keiner besonderen Voraussetzung bedarf, um Unterricht zu erteilen: „Bereitschaft und Spaß, ein Konzept und Materialien sind vorhanden.“

Aus den Unterkünften holen 

Ulrike Grosche kümmert sich um den großen Komplex der Beschäftigungsangebote. Es gehe vor allem darum, die Asylbewerber aus ihren Unterkünften herauszuholen, die Wartezeit sinnvoll mit ihnen zu gestalten und sie dazu zu bringen, ihre Deutschkenntnisse anzuwenden. Bisher hat man im TSV Feucht schon einen Partner gefunden, der sie auf den Fußballplatz geholt hat. Manfred Dauphin vom TSV bestätigte die Bereitschaft, die Asylsuchenden und ihre Kinder zu vergünstigten Konditionen trainieren zu lassen. Der BLSV übernimmt dabei die Versicherungskosten. In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen, dass alle, die mit Kindern arbeiten, ein erweitertes Führungszeugnis brauchen, das bei der Gemeinde kostenlos zu erhalten ist. Künftige Aufgaben, so Grosche werden Hausaufgabenbetreuung der Schulkinder sein, man ist aber auch offen für weitere Beschäftigungsvorschläge im musisch-kreativen Bereich. Ein besonderes Projekt ist die Fahrradwerkstatt, die Beate Michler vorstellte. Gebrauchte, gespendete Fahrräder sollen fahrtüchtig gemacht werden, damit zum einen die Bewohner der Unterkünfte mobil werden und zum anderen, dass sie lernen, sich selber bei der Instandsetzung zu engagieren.

Ein wichtiger Anlaufpunkt für Helfer und ihre Gäste soll das Café International werden, erklärte Sonja Högner. Im Saal der katholischen Kirche werde man sich jeden zweiten und vierten Freitag ab 11. September treffen, um ins Gespräch zu kommen. Hier werden, wie in all den anderen Gruppen, noch Helfer gesucht, die sich um die Bewirtung kümmern, aber auch solche, die sich auf den Austausch mit den Ausländern einlassen.

Akzeptanz durch Information 

Ernst Klier berichtete von der Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit. „Informieren nach innen und außen“, sei ein wesentlicher Punkt, um Akzeptanz in der Nachbarschaft zu schaffen. Dabei spiele es nicht nur eine Rolle, was man den Menschen, die hierher kommen, anbieten wolle, man solle deren Anwesenheit auch als Bereicherung sehen und sich damit auseinandersetzen, was sie mitbringen. Zu den Aktivitäten gehören die Pflege der Internetseite oder das Erstellen von Spenden-Flyern, denn man brauche ja immer Geld für die verschiedensten Bereiche. An dieser Stelle klinkte sich schließlich Rüdiger Fröhlich ein, der die Finanzen verwaltet. Die speisen sich vornehmlich aus privaten Spenden, den Erlösen vom Stöberladen und dem Bürgerfest. Selbstverständlich seien sie steuerlich absetzbar, versicherte Fröhlich. Ihren Respekt vor der bisherigen Arbeit der Unterstützergruppe drückte Astrid Uher von der Regierung aus. Aber, so gab sie den Koordinatoren mit auf den Weg, „die Asylbewerber haben auch Pflichten“. Man möge bitte darauf schauen, dass sie sich an die Hausordnung halten und auf Sauberkeit in den Häusern achten.

Bevor sich die Interessenten in den einzelnen Gruppen informierten und sich in die entsprechenden Listen eintrugen, wurden noch diverse Fragen beantwortet. So ging es um Sachspenden, die nur angenommen werden, wenn es sich etwa um Schulmaterialien, Fahrräder oder Spielzeug handelt. Auch die Sicherheit der Asylbewerber war ein Thema. Ein ständiger Sicherheitsdienst sei nicht vorgesehen, allerdings gebe es ein Notfalltelefon und es seien Schlüssel bei der Feuerwehr und der Polizei hinterlegt, versicherte Flüchtlingsbetreuerin Uher.

Am Rande der informativen Veranstaltung wurden aber auch kritische Stimmen laut, die allerdings die Politik betrafen. Karin Kaisinger beklagte die fehlende Unterstützung der Ehernamtlichen, die sich schließlich um die Integration von Menschen bemühen, die zum großen Teil in Deutschland bleiben werden und hier ja auch dringend gebraucht werden.

Auch Anna Lisowski beklagte sich über die mangelhafte Informationspolitik von Seiten der Behörden und des Staates und bezog sich damit unter anderem auf die unpräzisen Angaben zum Ankunftstermin der Asylbewerber im ehemaligen Hotel Bauer. Die werden derzeit für Ende der kommenden Woche erwartet. www.asylhelferkreis-feucht.de

 



Verteilung der Asylbewerber

Ein Asylsuchender wird einer bestimmten Ersthilfe-Einrichtung zugeordnet. Diese "Verteilung" stützt sich auf mehrere Kriterien und wird mit Hilfe des Systems "EASY" (Erstverteilung von Asylbegehrenden) ermittelt.

"Verteilung" bedeutet, dass Asylsuchende nach bestimmten Kriterien einer Erstaufnahme-Einrichtung zugeordnet werden, die für sie zuständig ist. Bevor die Verteilung beginnen kann, muss sich der Ausländer als asylsuchend melden. Hierzu bestehen zwei Wege.

Asylgesuch an der Grenze oder im Inland

Dabei ist die erste Möglichkeit, dass sich ein Ausländer während der Einreise als asylsuchend meldet. Hierzu wendet er sich an die Grenzbehörde, die ihn dann an die nächstgelegene Erstaufnahme-Einrichtung weiterleitet. Dies gilt allerdings nicht, wenn die Einreise verweigert werden muss, etwa weil er aus einem sicheren Drittstaat eingereist ist. Die zweite Möglichkeit ist, dass sich ein Ausländer erst im Inland als asylsuchend zu erkennen gibt. Er wird dann ebenfalls an die nächstgelegene Erstaufnahme-Einrichtung verwiesen.

Verteilungssystem "EASY"

Im nächsten Schritt findet die "Verteilung" statt, das Zuordnen zur zuständigen Erstaufnahme-Einrichtung. Diese wird mit Hilfe des Systems "EASY" ermittelt, das die Verteilung bundesweit verwaltet. Sofern sich der Asylsuchende nicht bereits in der zuständigen Einrichtung befindet, muss er sich zu derjenigen begeben, die ihm zugeteilt wird. In der Außenstelle des Bundesamtes, die dieser Erstaufnahme-Einrichtung zugeordnet ist, stellt er dann seinen Asylantrag.

"Königsteiner Schlüssel"

Die Zuteilung zu einer Erstaufnahme-Einrichtungen hängt zum einen ab von deren aktuellen Kapazitäten. Daneben spielt auch eine Rolle, in welcher Außenstelle des Bundesamtes das Heimatland des Asylsuchenden bearbeitet wird, denn nicht jede Außenstelle bearbeitet jedes Herkunftsland. Zudem bestehen Aufnahmequoten für die einzelnen Bundesländer. Diese legen fest, welchen Anteil der Asylbewerber jedes Bundesland aufnehmen muss und werden nach dem sogenannten "Königsteiner Schlüssel" festgesetzt. Er wird für jedes Jahr entsprechend der Steuereinnahmen und der Bevölkerungszahl der Länder berechnet.

Die Verteilungsquoten fallen für 2015 wie folgt aus:

Bundesland

Quote

Baden-Württemberg

12,97496%

Bayern

15,33048%

Berlin

5,04557%

Brandenburg

3,08092%

Bremen

0,94097%

Hamburg

2,52738%

Hessen

7,31557%

Mecklenburg-Vorpommern

2,04165%

Niedersachsen

9,35696%

Nordrhein-Westfalen

21,24052%

Rheinland-Pfalz

4,83472%

Saarland

1,21566%

Sachsen

5,10067%

Sachsen-Anhalt

2,85771%

Schleswig-Holstein

3,38791%

Thüringen

2,74835%

Verteilung der Asylbewerber auf die Bundesländer

Verteilung der Asylbewerber 2015 Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Datum 01.01.2015

 

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Stichwort: Ukrainehilfe Feucht