Voll besetzt war der Gemeindesaal, als die Mitglieder des Helferkreises, wie hier Ulrike Grosche, ihre Vorstellungen erläuterten. Foto: Spandler
FEUCHT – Ein Satz war auf dem jüngsten Asylhelfertreffen immer wieder zu hören: Wir brauchen noch mehr Engagierte, wir brauchen ihre Ideen.“ Ursprünglich wollte man auf dem Treffen der Koordinatoren die Begrüßung der 60 bis 70 Asylbewerber planen, die eigentlich schon diese Woche im ehemaligen Hotel Bauer ankommen sollten. Doch da dieser Termin von der Regierung kurzfristig verschoben wurde, beschränkte man sich darauf, den an die 80 Interessierten im evangelischen Gemeindehaus die Arbeit der einzelnen Gruppen unter dem Dach des Asylhelferkreises vorzustellen, und eben um weitere Unterstützer zu werben.
Der Sprecher des Kreises, Klaus-Peter Päuser, begrüßte einige Ehrenamtliche, die sich bereits in der Gruppe engagieren, sowie Ansprechpartner für weitere potenzielle Helfer, wie Michael Thalheimer und Jens Söckneck von der Marktgemeinde sowie Manuela Auer und Astrid Uher von der Regierung von Mittelfranken, die für die Flüchtlingsbetreuung in Nürnberg und auch in Feucht zuständig sind. Päuser wies auf die bisherigen Tätigkeiten des Helferkreises hin, der sich um die Asylbewerber, die von den Koordinatoren konsequent „Gäste“ genannt wurden, in der Röthenbacher Straße gekümmert hat, und deren Zahl sich stetig erhöht – mit den Neuankömmlingen werden es in Feucht wohl insgesamt um die 120 werden. Auf Fragen aus dem Publikum wurde informiert, dass die „Neuen“ direkt aus Zirndorf kommen, die Gesundheitsuntersuchung bereits hinter sich haben und alle Syrer sind, darunter drei oder vier große Familien.
Peter Liebig, stellvertretender Sprecher des Kreises und zuständig für Dolmetscher, Behördenkontakte und Arztbesuche, berichtete über die Schwierigkeiten, die entstehen, wenn ein Asylbewerber beispielsweise einen Antrag auf Deutsch erhält und den ausfüllen muss. Zwar gibt es ja die Asyl-Sozialarbeiter, aber die sind für 300 bis 400 Menschen zuständig, so dass es ohne die Hilfe der Ehrenamtlichen nicht geht.
Sonja Högner koordiniert Sprachunterricht und das künftige Café International. Bereits seit März werden neun Flüchtlinge unterrichtet, erläuterte sie. Momentan gibt es 14 Deutschlehrer, mehr werden aber gebraucht, wenn die große Gruppe der Asylsuchenden erst da ist. Anna Lisowski, Lehrkraft für Migrationskurse, versicherte auf Nachfrage, dass es keiner besonderen Voraussetzung bedarf, um Unterricht zu erteilen: „Bereitschaft und Spaß, ein Konzept und Materialien sind vorhanden.“
Aus den Unterkünften holen
Ulrike Grosche kümmert sich um den großen Komplex der Beschäftigungsangebote. Es gehe vor allem darum, die Asylbewerber aus ihren Unterkünften herauszuholen, die Wartezeit sinnvoll mit ihnen zu gestalten und sie dazu zu bringen, ihre Deutschkenntnisse anzuwenden. Bisher hat man im TSV Feucht schon einen Partner gefunden, der sie auf den Fußballplatz geholt hat. Manfred Dauphin vom TSV bestätigte die Bereitschaft, die Asylsuchenden und ihre Kinder zu vergünstigten Konditionen trainieren zu lassen. Der BLSV übernimmt dabei die Versicherungskosten. In diesem Zusammenhang wurde darauf hingewiesen, dass alle, die mit Kindern arbeiten, ein erweitertes Führungszeugnis brauchen, das bei der Gemeinde kostenlos zu erhalten ist. Künftige Aufgaben, so Grosche werden Hausaufgabenbetreuung der Schulkinder sein, man ist aber auch offen für weitere Beschäftigungsvorschläge im musisch-kreativen Bereich. Ein besonderes Projekt ist die Fahrradwerkstatt, die Beate Michler vorstellte. Gebrauchte, gespendete Fahrräder sollen fahrtüchtig gemacht werden, damit zum einen die Bewohner der Unterkünfte mobil werden und zum anderen, dass sie lernen, sich selber bei der Instandsetzung zu engagieren.
Ein wichtiger Anlaufpunkt für Helfer und ihre Gäste soll das Café International werden, erklärte Sonja Högner. Im Saal der katholischen Kirche werde man sich jeden zweiten und vierten Freitag ab 11. September treffen, um ins Gespräch zu kommen. Hier werden, wie in all den anderen Gruppen, noch Helfer gesucht, die sich um die Bewirtung kümmern, aber auch solche, die sich auf den Austausch mit den Ausländern einlassen.
Akzeptanz durch Information
Ernst Klier berichtete von der Bedeutung der Öffentlichkeitsarbeit. „Informieren nach innen und außen“, sei ein wesentlicher Punkt, um Akzeptanz in der Nachbarschaft zu schaffen. Dabei spiele es nicht nur eine Rolle, was man den Menschen, die hierher kommen, anbieten wolle, man solle deren Anwesenheit auch als Bereicherung sehen und sich damit auseinandersetzen, was sie mitbringen. Zu den Aktivitäten gehören die Pflege der Internetseite oder das Erstellen von Spenden-Flyern, denn man brauche ja immer Geld für die verschiedensten Bereiche. An dieser Stelle klinkte sich schließlich Rüdiger Fröhlich ein, der die Finanzen verwaltet. Die speisen sich vornehmlich aus privaten Spenden, den Erlösen vom Stöberladen und dem Bürgerfest. Selbstverständlich seien sie steuerlich absetzbar, versicherte Fröhlich. Ihren Respekt vor der bisherigen Arbeit der Unterstützergruppe drückte Astrid Uher von der Regierung aus. Aber, so gab sie den Koordinatoren mit auf den Weg, „die Asylbewerber haben auch Pflichten“. Man möge bitte darauf schauen, dass sie sich an die Hausordnung halten und auf Sauberkeit in den Häusern achten.
Bevor sich die Interessenten in den einzelnen Gruppen informierten und sich in die entsprechenden Listen eintrugen, wurden noch diverse Fragen beantwortet. So ging es um Sachspenden, die nur angenommen werden, wenn es sich etwa um Schulmaterialien, Fahrräder oder Spielzeug handelt. Auch die Sicherheit der Asylbewerber war ein Thema. Ein ständiger Sicherheitsdienst sei nicht vorgesehen, allerdings gebe es ein Notfalltelefon und es seien Schlüssel bei der Feuerwehr und der Polizei hinterlegt, versicherte Flüchtlingsbetreuerin Uher.
Am Rande der informativen Veranstaltung wurden aber auch kritische Stimmen laut, die allerdings die Politik betrafen. Karin Kaisinger beklagte die fehlende Unterstützung der Ehernamtlichen, die sich schließlich um die Integration von Menschen bemühen, die zum großen Teil in Deutschland bleiben werden und hier ja auch dringend gebraucht werden.
Auch Anna Lisowski beklagte sich über die mangelhafte Informationspolitik von Seiten der Behörden und des Staates und bezog sich damit unter anderem auf die unpräzisen Angaben zum Ankunftstermin der Asylbewerber im ehemaligen Hotel Bauer. Die werden derzeit für Ende der kommenden Woche erwartet. www.asylhelferkreis-feucht.de